Joschi
06.05.2014, 17:13
Seit nun knapp 500 Kilometern bin ich auf ihm unterwegs, teils allein, teils mit meiner Liebsten. Aber was ist er ?
*
Er ist kein Motorrad, bei welchem man bei 180 km/h in den dritten Gang schaltet um dann nach knapp 9 Sekunden über die 200 km/h Marke katapultiert zu werden.
Er ist auch kein ATV, mit welchem man jeden beliebigen Weg oder Nicht-Weg unter die Räder nehmen kann, den es auf dieser Erde gibt.
Man kann mit ihm keinen Anhänger ziehen, zumindest nichts, was diesen Namen verdienen würde.
*
Aber was ist er dann ? Irgendwas dazwischen ? Jein, denke ich. Er hat sowohl einige Eigenschaften eines Motorrades, als auch einige eines Quad/ATV. Ansonsten aber ist alles neu, grundsätzlich alles.
*
Das Design polarisiert, wobei der „will-haben-Pol“ ein richtig fetter bei den meisten Menschen ist. Brachiale Optik, seltener Anblick, Design und Kraft in jeder Linie. Er ist ein Tourer, er ist ein Racer, er hat seine Eigenarten.
*
Man sitzt bequem auf ihm, auch nach 100 Kilometern im Sattel am Stück. Die Sitzposition ist sportlich, vergleichbar mit einem Sportler im Motorradbereich. Auch mit 1.90 Metern Körpergröße kann man gut darauf sitzen. Die Lenkerposition ist bequem.
*
Befremdlich ist es, dass man keine Hebel zum ziehen an selbigem hat. Einzig über eine Fußbremse ist er zu bändigen. Geübten Motorradfahrern, welche auch mal in der Kurve komplett neben dem Bike hängen, wird bei diesem Gedanken übel. „Neben dem Spyder hängen und dann noch mit dem Fuß bremsen ? Geht nicht“.
*
Richtig, ist aber auch nicht nötig bei dem Fahrzeug. Auf Grund der elektronischen Sicherheitssysteme wird er frühzeitig eingebremst in der Kurve, was solche extremen Fahrmanöver, welche einen Sidehanger erfordern würden, komplett entfallen lässt.
*
Kurz, dies finde ich gut. Ihr auch, glaubt mir.
*
Jetzt aber zum Erlebnis Spyder…ich hasse Spinnen, diese macht aber süchtig…nach den ersten Metern.
*
Nachdem ich die sportlich bequeme, durchaus eisdielentaugliche Sitzposition eingenommen habe, drehe ich den modernen Schlüssel ohne Loch (wieso eigentlich ???) auf die „Take-off-Position“.
*
Die Instrumente spielen ein Spiel aus Designverspieltheit und dem geilen „gleich-geht’s-los-Gefühl“ welches man hat, wenn man in einem Lamborghini platz nimmt und diesen erweckt.
*
Analog zu der Startprozedur eines Jumbojets wird im Display nochmal vor dem schlafenden Biest gewarnt, der naive Fahrer bestätigt die Kenntnisnahme der Warnung mit dem typisch gelassenen Gesichtsausdruck eines Siegers durch einen Druck auf die entsprechende Taste am Fahrzeug. Natürlich erst, nachdem er die Sicherheitskarte herabgebetet hat innerlich. Nun ist es soweit.
*
Ein Druck auf den Startknopf, dem kurzen Aufheulen des Anlassers folgt der heisere Atem des Biests. Ein dumpfes, sonores Grollen, gleich dem Knurren eines unsanft aus dem Schlaf gerissenen Drachen erwacht aus dem mächtigen V2. Der Serienpott am Ende spielt selbst in der deutschlandkonformen Ausführung wohlige Klänge aus Verdorbenheit und Kraft.
*
Eine 1 im Display verrät mir, dass es beim Dreh am Gasgriff direkt losgehen kann.
*
Wer jetzt an sich runterschaut und feststellt, dass er nicht He-Man oder gar Batman ist, der nur auf nem Spyder hockt weil das Batmobil grad in der Inspektion ist, sollte jetzt gewaltig langsam tun.
*
Entgegen dem gesunden Menschenverstand ist nicht das schnelle Spyderfahren kompliziert und kritisch, sondern das langsame.
*
Ein Dreh am Gas und der Spyder rollt ganz sanft an. Ein Druck auf die Plustaste am Lenker und der nächste Gang wird eingelegt, sofern die Drehzahl hoch genug ist. Anders herum kann man auf die Minustaste drücken oder ganz automatisch bei entsprechender Abfall der Drehzahl in den nächst niedrigeren Gang überführt werden….Fahrhilfe halt.
*
Das klingt gerade bei warmen System genial. Man fährt mit dem sprichwörtlich wehenden Haar auf eine Ampel zu, 5. Gang, starke Bremsung. Der Spyder schaltet automatisch die Gänge runter, jedes Mal mit einem kurzen Zwischengasstoß…ein infernal geiler Klang. Spätestens jetzt gucken alle Leute im Sichtfeld der Spinne.
*
Sowieso ist der Showfaktor bei dem Fahrzeug auf 10,0. Es ist so wie in den Anfangszeiten von Quad und ATV. An jeder Tankstelle oder auf jedem Parkplatz wird man unmittelbar in ein Gespräch verwickelt. Eigentlich benötigt man ein Datenblatt des Spyder, welches man flugzettelartig ausgeben kann an die interessierte Bevölkerung.
*
Wenn man einsam ist oder sonst niemand mit einem redet, ist der Spyder auf jeden Fall das perfekte Fahrzeug, allein aus diesem Grund.
*
So, genug Gewäsch…..showtime.
*
Die Ampel schaltet auf Grün, vor einem liegt eine sonnendurchflutete Gerade, ohne Opa oder Traktor oder Traktor mit Opa darauf. Ein Dreh am Gas, je nach belieben, der Spyder fährt an. Entweder sanft, oder wenn gewollt mit quitschendem und durchdrehenden Hinterrad, zumindest so lange, bis das System selbiges wieder eingefangen hat.
Das Gas bleibt aufgedreht, mit der Plustaste werden die Gänge durchgeschaltet. Die Schaltpause ist nicht vorhanden, es dauert einen Wimpernschlag und der nächste Gang ist drin. Die Nadel des Drehzahlmessers schnellt gen 9.000. Ab 6.000 U/min geht die Post ab. Ab diesem Moment nimmt man keine Landschaft mehr wahr, der fahrerische Kleingeist ist damit beschäftigt, Fahrphysik, Drehzahlmesser und Plustaste miteinander zu kombinieren. Die Tränen der Ergriffenheit fleißen waagerecht zu den Ohren ab und die Welt beginnt sich schneller und schneller zu bewegen....nach hinten.
*
Auf der rechten Schulter sitzt dein Teufel, er spricht dämonische Beschwörungsformeln aus Unvernunft und Pein. Der Sypder schießt davon. Das schwere fette Hinterrad zerfetzt den Asphalt, dieser hofft sich in den Schaltpausen erholen zu dürfen…..Fehlanzeige. Gnadenlos schiebt die Fuhre voran.
*
Doch, hier wo der geneigte Motorradfahrer auf seinem Feuerstuh panisch am Lenker klammert um nicht bei einer irren Beschleunigungsorgie aus dem Sattel gerissen zu werden, hier sitzt der Spyderfahrer noch relativ aufrecht und fest im Sattel. Dies liegt mit nichten an nicht vorhandener Power, sondern am echt guten Gesamtkonzept. Der Spyder ist schnell und auf Grund seiner Schaltung beim SE5 hat man das Gefühl, es geht von Null bis Topspeed in einem durch, ohne Pause. Das stresst aber zu keiner Zeit auch nur im Geringsten.
*
Natürlich könnte ich als alter Motorradfahrer sagen: „Wie, bei 170 geht ihm die Luft aus ? Da schalte ich grad in den 3. Gang….“. Ja, ist richtig. Eine solche Rakete ist der Spyder nicht….er ist dennoch besonders….geil.
*
Ich sage euch, die Landschaft der Fahrphysik hat einige Täler, in denen ihr noch nicht wart. Wie beim Quad muss man sich zur Kurveninnenseite lehnen, um den Fliehkräften entgegen zu wirken. Gefühlt seltsam ist es dann spätestens, wenn man z.B. in eine Rechtskurve fährt, der Spyder sich dabei aber nach links neigt. Ein irres Gefühl.
*
Auch die Breite vorne ist nicht zu verachten. Spätestens bei der ersten geschnittenen Kurve sieht man dies ein. Wünschenswert, dass sich dann dort kein Bordstein, Graben oder sonstwas befindet, was kein ebener Asphalt ist.
*
Thema eben und Löcher. Diese gibt es beim Spyder eigentlich nicht. Das Fahrwerk steckt einiges weg. Unebenheiten werden gebügelt und fallen nicht weiter auf. Das ist fein gemacht, auch mit zwei Personen auf der Spinne kommt das Fahrwerk eigentlich nicht an seine Grenzen.
*
Lange Kurven, auch lange und schnelle Kurven fahren sich nach kurzer Zeit spielerisch. Schwerer sind enge Kurven und Abzweigungen. Hier hat man ein starkes Kippgefühl. Quadfahrer kennen dies und fühlen sich hier sicherer als Motorradfahrer. Diese müssen sich erstmal damit abfinden, dass sie in die Kurve lenken und nicht dagegen, wie beim Motorrad.
*
Die ersten Kreisverkehre werden somit in einer Eierlinie durcheiert. Mit den Kilometern steigt aber die Sicherheit, es entwickelt sich ein entsprechendes Gefühl für die Maschine. Beim Soziusbetrieb sind diese Reaktionen noch extremer. Aber gerade hier lernt man nach meiner Einschätzung das Fahren mit dem Spyder am Besten. Wenn man das Fahrzeug in den Kurven leicht am Gas hält und ein einknicken durch Schubumkehr verhindert, so zeiht er sauber seine Kreisbahn.
*
Irgendwann, ja irgendwann erwacht der Teufel in jedem und ihr werdet euch dabei erwischen, wie ihr auf eine Serpentine zufliegt, der Motor schaltet zwei Gänge runter, vielleicht ja ihr auch selber, nur um dann zum Kurvenausgang hin den Gashahn aufzureißen und aus der Kurve hinaus zu schießen. In dieser Situation der absoluten Macht und des latenten Wahnsinns schafft ihr es vielleicht, das Sicherheitssystem des Sypders zu erfahren. Dieses wird euch bei allzu harten Manövern dann entsprechend einbremsen. Sonst ist es gut zu wissen, dass diese Systeme da sind. Gestört haben sie mich auf den ersten Kilometern bisher niemals. Es ist beruhigend zu wissen, dass sie da sind.....vielleicht auch einmal, wenn man sie auf unvorhersehbarem Straßenbelag wirklich braucht.....auch als Batman.
*
Angst, nein Angst muss man vor dem Spyder nicht haben. Respekt, ja, wie vor jedem Fahrzeug. Bei ihm vielleicht noch ein bissl mehr.
Man muss sich einfach im klaren darüber sein, dass man nach Jahren auf Quad und/oder Motorrad nicht der große Zampano ist, sondern wieder bei fast Null anfängt, was die Fahreigenschaften angeht.
*
Aber es überwiegt der Spaß und dieser steigt mit jedem gefahrenen Meter.
*
Mit der optionalen Rückenlehne ist es für beide ein toller Tourer. Der Tankinhalt ist groß genug, wer jammert, dass er nach 200 Kilometern anhalten muss zum tanken, der hat sie eh nicht alle. Wer will denn mehr als 200 Kilometer ohne Pause durchfahren ? Tz.
*
Vorne passt schön Gepäck oder sonst etwas rein, der Platz hier ist großzügig und ausreichend für die meisten Aktivitäten.
*
Teuer, ja das ist er wohl. Sowohl in Anschaffung als auch im Unterhalt. Aber na ja, einen Lamborghini fahren ist auch nicht billig. Auch ein Motorrad und auch ein Quad brauchen entsprechende Pflege und kosten in der Anschaffung.
*
Angesichts dessen, daß ein großes Motorrad genauso viel kostet wie der Spyder, kann man auch wenig meckern.
*
Und ihr wisst, ja, carpe diem. Wer weiß, wie lange man in der Lage zu solchen Aktivitäten ist.
*
Man kann sich einen Opel Kombi kaufen, oder für das gleiche Geld einen Sportwagen. Ganz nach Belieben. Der Spyder ist für Individualisten, er ist speziell. Er macht aber richtig Spaß. Nach 500 Kilometern hat man dann auch einigermaßen raus, wie er sich fährt. Dennoch gibt es eine Menge noch zu lernen. Gerade auf kritischem Untergrund, nasse Straße z.B., ist er sicher nochmal eine Spur anders.
*
Ich finde den Spyder toll und freue mich auf viele weitere Kilometer. Bleibt alle unfallfrei, ich kann das Fahrzeug wirklich empfehlen um Spaß zu haben und eine Tour zu fahren, egal wie lang diese sein mag.
*
Gruß Joschi
*
Er ist kein Motorrad, bei welchem man bei 180 km/h in den dritten Gang schaltet um dann nach knapp 9 Sekunden über die 200 km/h Marke katapultiert zu werden.
Er ist auch kein ATV, mit welchem man jeden beliebigen Weg oder Nicht-Weg unter die Räder nehmen kann, den es auf dieser Erde gibt.
Man kann mit ihm keinen Anhänger ziehen, zumindest nichts, was diesen Namen verdienen würde.
*
Aber was ist er dann ? Irgendwas dazwischen ? Jein, denke ich. Er hat sowohl einige Eigenschaften eines Motorrades, als auch einige eines Quad/ATV. Ansonsten aber ist alles neu, grundsätzlich alles.
*
Das Design polarisiert, wobei der „will-haben-Pol“ ein richtig fetter bei den meisten Menschen ist. Brachiale Optik, seltener Anblick, Design und Kraft in jeder Linie. Er ist ein Tourer, er ist ein Racer, er hat seine Eigenarten.
*
Man sitzt bequem auf ihm, auch nach 100 Kilometern im Sattel am Stück. Die Sitzposition ist sportlich, vergleichbar mit einem Sportler im Motorradbereich. Auch mit 1.90 Metern Körpergröße kann man gut darauf sitzen. Die Lenkerposition ist bequem.
*
Befremdlich ist es, dass man keine Hebel zum ziehen an selbigem hat. Einzig über eine Fußbremse ist er zu bändigen. Geübten Motorradfahrern, welche auch mal in der Kurve komplett neben dem Bike hängen, wird bei diesem Gedanken übel. „Neben dem Spyder hängen und dann noch mit dem Fuß bremsen ? Geht nicht“.
*
Richtig, ist aber auch nicht nötig bei dem Fahrzeug. Auf Grund der elektronischen Sicherheitssysteme wird er frühzeitig eingebremst in der Kurve, was solche extremen Fahrmanöver, welche einen Sidehanger erfordern würden, komplett entfallen lässt.
*
Kurz, dies finde ich gut. Ihr auch, glaubt mir.
*
Jetzt aber zum Erlebnis Spyder…ich hasse Spinnen, diese macht aber süchtig…nach den ersten Metern.
*
Nachdem ich die sportlich bequeme, durchaus eisdielentaugliche Sitzposition eingenommen habe, drehe ich den modernen Schlüssel ohne Loch (wieso eigentlich ???) auf die „Take-off-Position“.
*
Die Instrumente spielen ein Spiel aus Designverspieltheit und dem geilen „gleich-geht’s-los-Gefühl“ welches man hat, wenn man in einem Lamborghini platz nimmt und diesen erweckt.
*
Analog zu der Startprozedur eines Jumbojets wird im Display nochmal vor dem schlafenden Biest gewarnt, der naive Fahrer bestätigt die Kenntnisnahme der Warnung mit dem typisch gelassenen Gesichtsausdruck eines Siegers durch einen Druck auf die entsprechende Taste am Fahrzeug. Natürlich erst, nachdem er die Sicherheitskarte herabgebetet hat innerlich. Nun ist es soweit.
*
Ein Druck auf den Startknopf, dem kurzen Aufheulen des Anlassers folgt der heisere Atem des Biests. Ein dumpfes, sonores Grollen, gleich dem Knurren eines unsanft aus dem Schlaf gerissenen Drachen erwacht aus dem mächtigen V2. Der Serienpott am Ende spielt selbst in der deutschlandkonformen Ausführung wohlige Klänge aus Verdorbenheit und Kraft.
*
Eine 1 im Display verrät mir, dass es beim Dreh am Gasgriff direkt losgehen kann.
*
Wer jetzt an sich runterschaut und feststellt, dass er nicht He-Man oder gar Batman ist, der nur auf nem Spyder hockt weil das Batmobil grad in der Inspektion ist, sollte jetzt gewaltig langsam tun.
*
Entgegen dem gesunden Menschenverstand ist nicht das schnelle Spyderfahren kompliziert und kritisch, sondern das langsame.
*
Ein Dreh am Gas und der Spyder rollt ganz sanft an. Ein Druck auf die Plustaste am Lenker und der nächste Gang wird eingelegt, sofern die Drehzahl hoch genug ist. Anders herum kann man auf die Minustaste drücken oder ganz automatisch bei entsprechender Abfall der Drehzahl in den nächst niedrigeren Gang überführt werden….Fahrhilfe halt.
*
Das klingt gerade bei warmen System genial. Man fährt mit dem sprichwörtlich wehenden Haar auf eine Ampel zu, 5. Gang, starke Bremsung. Der Spyder schaltet automatisch die Gänge runter, jedes Mal mit einem kurzen Zwischengasstoß…ein infernal geiler Klang. Spätestens jetzt gucken alle Leute im Sichtfeld der Spinne.
*
Sowieso ist der Showfaktor bei dem Fahrzeug auf 10,0. Es ist so wie in den Anfangszeiten von Quad und ATV. An jeder Tankstelle oder auf jedem Parkplatz wird man unmittelbar in ein Gespräch verwickelt. Eigentlich benötigt man ein Datenblatt des Spyder, welches man flugzettelartig ausgeben kann an die interessierte Bevölkerung.
*
Wenn man einsam ist oder sonst niemand mit einem redet, ist der Spyder auf jeden Fall das perfekte Fahrzeug, allein aus diesem Grund.
*
So, genug Gewäsch…..showtime.
*
Die Ampel schaltet auf Grün, vor einem liegt eine sonnendurchflutete Gerade, ohne Opa oder Traktor oder Traktor mit Opa darauf. Ein Dreh am Gas, je nach belieben, der Spyder fährt an. Entweder sanft, oder wenn gewollt mit quitschendem und durchdrehenden Hinterrad, zumindest so lange, bis das System selbiges wieder eingefangen hat.
Das Gas bleibt aufgedreht, mit der Plustaste werden die Gänge durchgeschaltet. Die Schaltpause ist nicht vorhanden, es dauert einen Wimpernschlag und der nächste Gang ist drin. Die Nadel des Drehzahlmessers schnellt gen 9.000. Ab 6.000 U/min geht die Post ab. Ab diesem Moment nimmt man keine Landschaft mehr wahr, der fahrerische Kleingeist ist damit beschäftigt, Fahrphysik, Drehzahlmesser und Plustaste miteinander zu kombinieren. Die Tränen der Ergriffenheit fleißen waagerecht zu den Ohren ab und die Welt beginnt sich schneller und schneller zu bewegen....nach hinten.
*
Auf der rechten Schulter sitzt dein Teufel, er spricht dämonische Beschwörungsformeln aus Unvernunft und Pein. Der Sypder schießt davon. Das schwere fette Hinterrad zerfetzt den Asphalt, dieser hofft sich in den Schaltpausen erholen zu dürfen…..Fehlanzeige. Gnadenlos schiebt die Fuhre voran.
*
Doch, hier wo der geneigte Motorradfahrer auf seinem Feuerstuh panisch am Lenker klammert um nicht bei einer irren Beschleunigungsorgie aus dem Sattel gerissen zu werden, hier sitzt der Spyderfahrer noch relativ aufrecht und fest im Sattel. Dies liegt mit nichten an nicht vorhandener Power, sondern am echt guten Gesamtkonzept. Der Spyder ist schnell und auf Grund seiner Schaltung beim SE5 hat man das Gefühl, es geht von Null bis Topspeed in einem durch, ohne Pause. Das stresst aber zu keiner Zeit auch nur im Geringsten.
*
Natürlich könnte ich als alter Motorradfahrer sagen: „Wie, bei 170 geht ihm die Luft aus ? Da schalte ich grad in den 3. Gang….“. Ja, ist richtig. Eine solche Rakete ist der Spyder nicht….er ist dennoch besonders….geil.
*
Ich sage euch, die Landschaft der Fahrphysik hat einige Täler, in denen ihr noch nicht wart. Wie beim Quad muss man sich zur Kurveninnenseite lehnen, um den Fliehkräften entgegen zu wirken. Gefühlt seltsam ist es dann spätestens, wenn man z.B. in eine Rechtskurve fährt, der Spyder sich dabei aber nach links neigt. Ein irres Gefühl.
*
Auch die Breite vorne ist nicht zu verachten. Spätestens bei der ersten geschnittenen Kurve sieht man dies ein. Wünschenswert, dass sich dann dort kein Bordstein, Graben oder sonstwas befindet, was kein ebener Asphalt ist.
*
Thema eben und Löcher. Diese gibt es beim Spyder eigentlich nicht. Das Fahrwerk steckt einiges weg. Unebenheiten werden gebügelt und fallen nicht weiter auf. Das ist fein gemacht, auch mit zwei Personen auf der Spinne kommt das Fahrwerk eigentlich nicht an seine Grenzen.
*
Lange Kurven, auch lange und schnelle Kurven fahren sich nach kurzer Zeit spielerisch. Schwerer sind enge Kurven und Abzweigungen. Hier hat man ein starkes Kippgefühl. Quadfahrer kennen dies und fühlen sich hier sicherer als Motorradfahrer. Diese müssen sich erstmal damit abfinden, dass sie in die Kurve lenken und nicht dagegen, wie beim Motorrad.
*
Die ersten Kreisverkehre werden somit in einer Eierlinie durcheiert. Mit den Kilometern steigt aber die Sicherheit, es entwickelt sich ein entsprechendes Gefühl für die Maschine. Beim Soziusbetrieb sind diese Reaktionen noch extremer. Aber gerade hier lernt man nach meiner Einschätzung das Fahren mit dem Spyder am Besten. Wenn man das Fahrzeug in den Kurven leicht am Gas hält und ein einknicken durch Schubumkehr verhindert, so zeiht er sauber seine Kreisbahn.
*
Irgendwann, ja irgendwann erwacht der Teufel in jedem und ihr werdet euch dabei erwischen, wie ihr auf eine Serpentine zufliegt, der Motor schaltet zwei Gänge runter, vielleicht ja ihr auch selber, nur um dann zum Kurvenausgang hin den Gashahn aufzureißen und aus der Kurve hinaus zu schießen. In dieser Situation der absoluten Macht und des latenten Wahnsinns schafft ihr es vielleicht, das Sicherheitssystem des Sypders zu erfahren. Dieses wird euch bei allzu harten Manövern dann entsprechend einbremsen. Sonst ist es gut zu wissen, dass diese Systeme da sind. Gestört haben sie mich auf den ersten Kilometern bisher niemals. Es ist beruhigend zu wissen, dass sie da sind.....vielleicht auch einmal, wenn man sie auf unvorhersehbarem Straßenbelag wirklich braucht.....auch als Batman.
*
Angst, nein Angst muss man vor dem Spyder nicht haben. Respekt, ja, wie vor jedem Fahrzeug. Bei ihm vielleicht noch ein bissl mehr.
Man muss sich einfach im klaren darüber sein, dass man nach Jahren auf Quad und/oder Motorrad nicht der große Zampano ist, sondern wieder bei fast Null anfängt, was die Fahreigenschaften angeht.
*
Aber es überwiegt der Spaß und dieser steigt mit jedem gefahrenen Meter.
*
Mit der optionalen Rückenlehne ist es für beide ein toller Tourer. Der Tankinhalt ist groß genug, wer jammert, dass er nach 200 Kilometern anhalten muss zum tanken, der hat sie eh nicht alle. Wer will denn mehr als 200 Kilometer ohne Pause durchfahren ? Tz.
*
Vorne passt schön Gepäck oder sonst etwas rein, der Platz hier ist großzügig und ausreichend für die meisten Aktivitäten.
*
Teuer, ja das ist er wohl. Sowohl in Anschaffung als auch im Unterhalt. Aber na ja, einen Lamborghini fahren ist auch nicht billig. Auch ein Motorrad und auch ein Quad brauchen entsprechende Pflege und kosten in der Anschaffung.
*
Angesichts dessen, daß ein großes Motorrad genauso viel kostet wie der Spyder, kann man auch wenig meckern.
*
Und ihr wisst, ja, carpe diem. Wer weiß, wie lange man in der Lage zu solchen Aktivitäten ist.
*
Man kann sich einen Opel Kombi kaufen, oder für das gleiche Geld einen Sportwagen. Ganz nach Belieben. Der Spyder ist für Individualisten, er ist speziell. Er macht aber richtig Spaß. Nach 500 Kilometern hat man dann auch einigermaßen raus, wie er sich fährt. Dennoch gibt es eine Menge noch zu lernen. Gerade auf kritischem Untergrund, nasse Straße z.B., ist er sicher nochmal eine Spur anders.
*
Ich finde den Spyder toll und freue mich auf viele weitere Kilometer. Bleibt alle unfallfrei, ich kann das Fahrzeug wirklich empfehlen um Spaß zu haben und eine Tour zu fahren, egal wie lang diese sein mag.
*
Gruß Joschi